
Blog / Nachhaltigkeit
23. Juni 2023
The Risk of Downgrades: Der Markt und ESG-Rating Veränderungen
Die vergangenen Jahre haben vor allem am europäischen Finanzmarkt einen Anstieg in der Nachfrage nach Sustainable Investment gesehen. Dabei stehen vor allem Environmental, Social and Governance Ratings, kurz ESG-Ratings, im Vordergrund, welche eine leicht verstehbare und übersichtliche Einschätzung zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens bieten. Mit wachsendem Interesse an nachhaltigen Lösungen am Finanzmarkt, findet auch das Thema ESG-Ratings immer mehr Anklang in der Wissenschaft.
So befassen sich zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler neben dem Effekt absoluter ESG-Ratings auf die Aktienperformance eines Unternehmens mit den Auswirkungen einer Auf- oder Abstufung des Ratings auf deren Performance.
Eine kürzlich erschienene Studie von Shanaev and Ghimire (2022) auf Basis von 748 Auf- und Abwertungen von US-Firmen zwischen 2016 und 2021, zeigt einen negativen Effekt einer ESG-Rating- Herabstufung auf die Aktienperformance im darauffolgenden Monat. Dabei wurden monatlich Portfolios (Upgrades, Constant und Downgrades) basierend auf der ESG-Rating Veränderung gebildet und mithilfe eines CAPM und Fama & French 3- sowie 5-Faktor Modells die risikoadjustierten Renditen berechnet. Im Durchschnitt performten Downgrades signifikant um 1.2 % schlechter, wobei diese Underperformance für ESG-Leaders noch gravierender ausfiel.
Diese Ergebnisse werden unter anderem von Glück et al. (2021) unterstützt, welche mit Hilfe einer difference-in-differences Methodik ebenso negative Auswirkungen eines Downgrades im Environmental und Social Pillar-Score auf die Aktienperformance zeigen. Dabei führen sie weiters an, dass Herabstufungen in ESG-Ratings relevante Informationen für Marktteilnehmer beinhalten können.
Während Shanaev and Ghimire sowie Glück et al. negative Auswirkungen von Downgrades auf die Aktienrendite aufzeigen, weisen Berg et al. (2022) neben einem negativen Langzeiteffekt von Herabstufungen zusätzlich auf einen positiven Effekt von ESG-Upgrades auf US-Investmentfond Holdings hin. Auf Grundlage von 4679 Veränderungen in ESG-Ratings von US-Firmen zwischen 2013 und 2020 untersuchten sie dabei mit Hilfe einer Treatment-Effekt-Methodik die Auswirkungen von Veränderungen im ESG-Score eines Unternehmens auf dessen Gewicht in US-Investmentfonds. Dabei beobachten sie eine langsame Reaktion der Investmentfonds auf die Rating-Veränderung, sowie negative abnormale Aktienrenditen für eine Haltedauer von einem Jahr nach der Rating-Veränderung.
Pelizzon et al. (2021) machten sich eine Veränderung der ESG-Rating Skala von Sustainalytics und der Übernahme von Morningstar im Juli 2019, bei welcher die Skala invertiert wurde, zu Nutze um den Effekt einer Pseudo-ESG-Änderung ohne ökonomischen Hintergrund auf die Aktienrendite zu analysieren. Durch die Invertierung wurden zuvor gut bewertete Unternehmen bei Heranziehung der alten Skala, vermeintlich herabgestuft und vice versa, wobei deren tatsächliches Rating unverändert blieb. Somit sollten hypothetisch informierte Marktteilnehmer nicht auf diese Änderungen reagieren. Um die Reaktion verschiedener Markteilnehmer genauer zu analysieren verwendeten Pelizzon et al. Investmentfonds-Bestände und Short-Sells als Proxy-Variable für institutionelle Investoren und Intra-Day Daten von Robintrack für Retail Investoren. Dabei zeigten sie, dass Investmentfonds nicht auf die Pseudo-Veränderung reagierten, während Retail Investoren ihre Bestände in vermeintlich gut bewertete Aktien aufstockten und vermeintlich schlechte abbauten.
Geht es nach der aktuellen Wirtschaftsforschung, zeichnet sich ein klar negatives Bild bezüglich ESG-Rating-Herabstufungen und deren Effekt auf die Aktienperformance des zugrundeliegenden Unternehmens ab. Auf kurze Frist verlieren herabgestufte Unternehmen gegenüber dem breiteren Markt signifikant an Wert. Für Upgrades zeichnet sich ein konträres, jedoch etwas abgeschwächtes, Bild ab, bei welchem Aufwertungen in ESG-Ratings zu positiven Renditen führen.
Literatur:
Berg, Florian, Florian Heeb, and Julian Kolbel (Dec. 2022). “The Economic Impact of ESG Ratings”. In: Working Paper. url: ssrn.com/abstract=408854.
Glück, Maximilian, Benjamin Hübel, and Hendrik Scholz (2021). “ESG Rating Events and Stock Market Reactions”. In: Econometric Modeling: Capital Markets – Risk Journal.
Pelizzon, Loriana, Aleksandra Rzeznik, and Kathleen Weiss Hanley (2021). “The Salience of ESG Ratings for Stock Pricing: Evidence from (Potentially) Confused Investors”. In: CEPR Discussion Paper DP16334. url: ssrn.com/abstract=3886820. Qontigo (2022). Axioma database. Retrieved on 15/12/2022.
Shanaev, Savva and Binam Ghimire (2022). “When ESG meets AAA: The effect of ESG rating changes on stock returns”. In: Finance Research Letters 46.Part A.
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