04. März 2025

Kapitalmarkt Kompakt

Umfeld

The Honeymoon is over! Der Wahlsieg Trumps im November des letzten Jahres wurde an den Aktienmärkten anfangs mit kräftigen Kursanstiegen gefeiert. Seither ist diese Feierstimmung sukzessive in Ernüchterung übergegangen. Das Chaos rund um Tarife/Handelszölle erreicht nun auch das eigene Land und sorgt zum Teil für erhebliche Verunsicherung. Hinzu kommt, dass nun auch auf oberster politischer Bühne klar kommuniziert wurde, wie prioritär der Aufrechterhalt von Unterstützungen der Ukraine ist. Das angestiegene Niveau an Planungsunsicherheit für Konzernlenker garniert mit der massiven Freisetzung öffentlicher Bediensteter sorgt dafür, dass Konjunkturindikatoren nun immer stärker in Richtung einer wirtschaftlichen Abschwächung abdrehen. Bei noch sehr verhaltener Kritik ist der Umbau der USA im vollen Gange. Das vorgelegte Tempo ist ein hohes und angesichts der täglichen Neustellung von Weichen mit immenser Wirkung ist es auch kaum verwunderlich, dass die internationale Investmentgemeinde derzeit paralysierter denn entschieden reagiert. Die Abhängigkeit/Notwendigkeit von Kapital In-Flows im Umfeld eines hohen Schuldenstands, hoher Budget- und Handelsbilanzdefizite beginnt jedoch zunehmend ins Zentrum der globalen Investmentcommunity zu rücken. Wie uns erst die letzten Jahre gezeigt haben, kann auch diese Situation länger andauern als die Grad der Schieflage erwarten lässt. Mit höheren Kursvolatilitäten sind wir bereits ins neue Jahr gestartet. So, wie sich die Rahmenparameter derzeit darstellen, werden uns Unsicherheit und Schwankungen bis auf weiteres begleiten.

Zinsmarkt

Die international anhaltende Normalisierung der Inflation schreitet voran und die tendenziell schwächere globale konjunkturelle Nachfrage lässt momentan keinen unmittelbar bevorstehenden zweiten Inflationsschub erwarten. Während sich die europäische Konjunktur in diesem Jahr auf einem Niveau von rd. 1% Wachstum einzupendeln scheint, liegt das Wachstum in den USA auf einem höheren, allerdings abnehmenden Niveau. Der Druck auf die derzeit abwartend/restriktiv gepolte US-FED steigt und trotz Unabhängigkeit der Notenbank wird Trump mit Kritik zur gegenwärtigen Politik nicht sparen. Für Europa werden dzt. 3 weitere Zinssenkungen bis zum Jahresende erwartet, die den Leitzins auf ca. 2% bringen sollen. Mit den Senkungen soll sich auch die Zinskurve zunehmend zu einer klassisch leicht steilen Form normalisieren. Investierende blicken auf einen positiven Monat mit sinkenden Kapitalmarktrenditen zurück. Sowohl im Euroraum als auch in den USA haben hat sich das Niveau wieder merklich reduziert. So sind die Renditen 10jähriger deutscher Staatsanleihen um rd. 15 Basispunkte auf 2,4% bzw. US-Renditen um rd. 30 auf 4,2% gesunken. Trotz des hohen Grads an Verunsicherung unter den Investierenden und des negativen Sentiments haben sich die Risikoaufschläge nicht materiell erhöht. Damit bleibt der Carry, das Abernten der laufenden Erträge, weiterhin eine ertragreiche Strategie.

Aktienmarkt

Das Sentiment unter den Aktieninvestoren hat sich in den letzten Wochen erheblich eingetrübt. Volatilitäten an den Derivatmärkten verzeichneten Anstiege und Aktienkurse sind in der zweiten Februarhälfte zum Teil recht ordentlich gesunken. Insbesondere unter Abgabedruck standen die Darlings der IT-Branche und korrigierten Teile der punktuell angespannten hohen Bewertungen. Umschichtungen in attraktiver gepreiste Segmente/Märkte halten unterdessen weiter an. So konnte der bereits im letzten Jahr begonnen In-Flow in europäische Aktien oder auch Aktien der Schwellenländer fortgesetzt werden. Beide Marktsegmente zählen zu den Best-Performern in diesem Jahr und zeigen weiterhin ordentliches Aufholpotential. Eine vergleichsweise gute Wertentwicklung konnte auch von Aktienstrategien mit gleichgewichteter Titelausrichtung erzielt werden. Insbesondere die Kursschwäche der bekannten hoch kapitalisierten und zumeist teuren Marktgrößen kommt den gleichgewichten Portfolios derzeit zugute. Dass sich Aktien des Bankensektors sowie Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen mit geringerer Bonität weitgehend unbeeindruckt von den chaotischen Rahmenbedingungen zeigen, spricht gegen eine länger anhaltende Marktschwäche bzw. des Beginns einer mehrjährigen Marktkorrektur. Dies stimmt uns für die nächste Zeit positiv.

Rohstoffe & Währungen

Das von Unsicherheiten und Change geprägte Marktumfeld beflügelt weiterhin den Goldpreis, der im Februar zwischenzeitig auf einen neuen Höchststand von über 2950.- USD/Unze angestiegen ist. Ebenso fest notiert der US-Dollar, der trotz all der politischen Unruhe weiterhin hohes Vertrauen genießt. Wie sehr eine starke Währung die Ziele Trumps kompromittiert und ob sich der giftige Cocktail aus Schulden, hohen Defiziten und schwindenden Vertrauen langfristig nicht doch auch in einem Überdruck auf das Währungsventil ausdrücken wird, sollte uns die nahe Zukunft zeigen.

Ausblick

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“ (Aristoteles). Dieser Spruch gilt insbesondere auch für das Agieren an den Kapitalmärkten. Dass der Wind derzeit aus mehreren Richtungen weht, macht das Handeln in dieser Zeit zur Herausforderung. Wir basieren unsere Entscheidungen traditionell auf gegebene Marktdaten und verstricken uns nicht subjektiven Prognosen. Wir bleiben unseren datengestützten Ansätzen treu.

Alfred Kober
Vorstand, CIO, Leitung Aktienfondsmanagement
Alfred Kober

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