07. Mai 2024

Kapitalmarkt Kompakt

Umfeld

Auch die Pause gehört zur Musik. Ganz nach den Worten von Stefan Zweig traten in den letzten Wochen sowohl Zins- als auch Aktienmärkte auf der Stelle. Anzeichen einer klebrigeren Inflation in den USA haben das großzügige Ausmaß an erwarteten Zinssenkungen für dieses Jahr materiell eingetrübt. Mit noch ein bis zwei Senkungen, sowohl für den USD- als auch für den EUR-Raum wurden seit Jahresbeginn nun immerhin 5 Senkungen ausgepreist – das belastet. Trotz der höheren Geldmarktzinsen zeigt sich die Weltwirtschaft weiterhin sehr resilient. In seinem April-Update erhöhte der IWF die globale Wachstumsprognose für heuer auf 3,2 % mit einem etwas stärkerem Wachstum für die Industrieländer und vice versa für die Schwellenländer. Zudem soll sich die Inflation sukzessive weiter abschwächen und die Notenbankziele bald erreicht sein. Die künftige Entwicklung der Preise ist weiterhin Gegenstand hitziger Diskussionen und wird sehr kontroversiell gesehen. Insbesondere auch im Lichte des hohen Verschuldungsniveaus zahlreicher Staaten und des geringen Willens gegenzusteuern. In den USA konterkariert indes die Fiskalpolitik mit hohen Haushaltsdefiziten die Bemühungen der Notenbank die Inflation weiter abzukühlen.

Zinsmarkt

Der Renditeauftrieb und damit der Druck auf die Zinsmärkte hielt in den vergangenen Wochen weiter an. Damit sind die 10jahres-Renditen (Swap) im Euroraum an der Spitze um 50 Basispunkten auf knapp 3 % p.a. angestiegen. Noch stärker war der Auftrieb in Großbritannien und in den USA. Aufgrund leicht höherer Inflationsdaten sowie Sorgen im Zusammenhang mit der Fiskalpolitik und des Verschuldungsgrads sind US-Staatsanleihen (10J) um rd. 80 Basispunkten auf ein Niveau von 4,7 % p.a. angestiegen. Damit ist das Hoch aus dem vergangenen Jahr mit 5 % in Griffweite. Gegengesetzt zum aktuellen globalen Trend zu höheren Renditen sind die Risikoaufschläge weiter im Sinken. Insbesondere im Segment der niedrigeren Bonitäten bei Unternehmens-anleihen haben sich diese bereits materiell eingeengt und handeln leicht unter dem langfristigen Mittelwert. Eine ähnliche Bewegung verzeichnen Schuldtitel aus den Emerging Markets, deren Spread-Einengung weniger weit vorangeschritten ist. Angesichts dessen und insbesondere im relativen Kontext zu Unternehmensanleihen bleibt dieses Segment mit aktuellen Ertragserwartungen in der Bandbreite von 5,5-6,5 % p.a. attraktiv. Eine erfreuliche Entwicklung verzeichnet die Emissionstätigkeit, die im Vorjahr auf ein sehr niedriges Niveau gesunken und nun wieder materiell angestiegen ist.

Aktienmarkt

Die höheren Renditen am Kapitalmarkt sorgen auch für Gegenwind an den Aktienmärkten. Insbesondere die leicht höheren Inflationsdaten aus den USA und das weitere Auspreisen der erwarteten Zinssenkungen haben einen globalen Kursrückgang ausgelöst. Der IT-Sektor verlor zwischenzeitig beinahe die gesamten Kursperformance des Jahres. Erst die Anzeichen einer schwächeren Konjunktur bzw. einer Abkühlung am US-Arbeitsmarkt sorgten für eine Abnahme des Zinsdrucks und für höhere Aktiennotizen. Die Berichtssaison lief auf globaler Ebene zufriedenstellend. Größere negative Abweichung zu den Konsensuserwartungen auf breiter Ebene blieben aus. Erwähnenswert wäre der IT-Primus Apple Inc., für den wenig Positives erwartet wurde. Das mit rd. 2800 Mrd. USD Börsenwert hinter Microsoft zweitwertvollste Unternehmen am Parkett leidet derzeit unter einem Wachstumsrückgang (iPhone, iPad), unter einer stockenden Nachfrage aus China sowie unter wenig Transparenz beim Thema KI. Allerdings plant der Konzern Aktien im Gegenwert von 110 Mrd. USD zurückzukaufen und sorgte damit für eine immense Überraschung – immerhin handelt es sich dabei um das größte Rückkaufprogramm der US-Geschichte. Die anstehenden Rückkäufe für die nächsten Quartale haben ein Ausmaß von einem Viertel des österreichischen BIPs! Die nachstehende Graphik veranschaulicht das historische Volumen der Aktienrückkäufe bzw. die Anzahl der ausstehenden Aktien über die letzten 10 Jahre. Das Ausmaß dabei ist gigantisch. In Summe hat der Konzern in dieser Zeit Aktien im Gegenwert von knapp 700 Mrd. USD retourgekauft und damit die Anzahl an ausstehenden Aktien um 690 Mio. Stücke reduziert. Der Effekt aus den Rückkäufen auf den Gewinn pro Aktie ist materiell und in Graphik 2 ablesbar. Apple Inc. ist nicht allein mit dieser Strategie – die Rückkaufrendite am US-Markt mittlerweile über der Dividendenrendite.

 

Rohstoffe & Währungen

Mitunter getrieben von der Vielzahl an geopolitischen Unsicherheiten ist der Ölpreis mit einem Zuwachs um rd. 20 % in diesem Jahr ein Stück weit angestiegen und konterkariert damit die Bemühungen der Notenbanken die Inflationsrate weiter zurückzuführen. Das beobachtbare Auseinanderdriften der westlichen Demokratien zu autokratischer geführten Ländern in Kombination mit der Geo-/Sanktionspolitik und dem hohen Verschuldungsgrad einiger westlicher Staaten hegt das Potential einer weiteren Intensivierung von Spannungen. Diese Unsicherheit ist im Verlauf des Goldpreises auch gut ablesbar. Der Preis des Edelmetalls hat nun im vierten Anlauf die Marke von 2000 USD überschritten und in diesem Jahr bereits deutlich über 10% zugelegt.

Ausblick

Mit der Erholung zum Monatsende ist auch eine Portion Zuversicht an die Kapitalmärkte zurückgekehrt. Marktteilnehmer sehen ein Soft-Landing der US-Wirtschaft sowie eine Erholung der europäischen Konjunktur wieder als wahrscheinlicher. Die globalen Kapitalmärkte zeigen derzeit keine Anzeichen eines Übergangs in einen länger andauernden Abwärtstrend, sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleihenseite. Zudem findet im November dieses Jahres die US-Präsidentschaftswahl statt. Bei einem Ausbleiben exogener Schocks zeigt sich traditionell die Notenbank im Vorfeld der Wahl zurückhaltend/freundlich. Ein ähnliches Verhalten war historisch an den Aktienmärkten beobachtbar.

Alfred Kober
Vorstand, CIO, Leitung Aktienfondsmanagement
Alfred Kober

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