
03. März 2025
Chart of the Month
Zu Beginn des Jahres 2025 lebten knapp 9,2 Millionen Menschen in Österreich – ein neuer Rekord. Doch das Bevölkerungswachstum verlangsamt sich zunehmend. Mit dieser Entwicklung steht Österreich nicht alleine da und ein Blick auf die Prognosen hinsichtlich der globalen Demografie-Entwicklung offenbart interessante Erkenntnisse.
Bevölkerungsentwicklung: Ein Blick auf die aktuellen Zahlen
Nachdem global betrachtet die Marke von acht Milliarden Menschen bereits 2022 überschritten wurde, bevölkern aktuell bereits rund 8,1 Milliarden Menschen den Planeten. Sinkende Geburtenzahlen und steigende Sterbefälle führen jedoch bereits jetzt zu einem sich verlangsamenden Bevölkerungswachstum. Wann der Höhepunkt erreicht und ab wann die Population zu schrumpfen beginnen wird, darüber sind sich die Forscher uneins. Laut UN-Prognose soll die Weltbevölkerung um 2080 ihr absolutes Hoch erreichen (rund 10 Milliarden Menschen) und anschließend fallen. Andere Studien gehen bereits 2040 von einem erreichten Höchststand bei rund 8,5 Milliarden Menschen, mit anschließendem Rückgang, aus.
Regionale Unterschiede: Demografie ist nicht global einheitlich
Doch diese Entwicklungen sind nicht einheitlich, sondern es existieren massive regionale Unterschiede. Zu diesem Zweck habe ich mir die Daten der drei großen Wirtschaftsblöcke USA, Europa und China näher angesehen und in einen Chart gegossen. Die Ausgangswerte wurden zum Startpunkt im Jahr 1950 indexiert. Dabei ist in den vergangenen Jahrzehnten ein deutlicher Anstieg der Population zu erkennen, wobei dieser in China am stärksten ausgefallen ist. Seit 1950 ist dort die Bevölkerung um rund 160% bzw. knapp 900 Mio. Menschen gestiegen. Europa ist dabei im Vergleich zu China (aber auch zu den USA) deutlich geringer gewachsen.
Abbildung: Indexierte Bevölkerungsentwicklung, 1950 - 2100

So weit so gut der Blick in den Rückspiegel. Die Prognosen der Populationsforscher bis ins Jahr 2100 zeigen dann aber zum Teil doch einen deutlichen Trendbruch. Während Europas Bevölkerung tendenziell wieder leicht schrumpfen sollte, fällt der prognostizierte Rückgang in China massiv aus. Bereits heute weist China eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt auf und es gelingt der dortigen Regierung nicht, die Folgen der Ein-Kind-Politik zu beseitigen. Die Gründe für die niedrige Geburtenrate dürfte dabei insbesondere im höheren Bildungsniveau und der wirtschaftlichen Stärkung von Frauen bzw. auch an den gestiegenen Lebenserhaltungskosten liegen.
Die zukünftige demografische Entwicklung in den USA zeigt im Gegensatz zu China und Europa, aber auch im Vergleich zu vielen anderen entwickelten Ländern, ein anhaltendes Wachstum. Dieses resultiert größtenteils durch Zuwanderung bzw. einer relativ stabilen Geburtenrate.
Wirtschaftliche Auswirkungen: Wachstum vs. Schrumpfung
Abschließend bleibt zu klären, welche Auswirkungen solche demografischen Entwicklungen auf Wirtschaft und Gesellschaft potentiell mit sich bringen können. Geht man von einem anhaltenden Bevölkerungswachstum wie in den USA aus, sollte sich dies in weiterer Folge auch positiv auf die Wirtschaftsleistung auswirken. Insbesondere junge und arbeitsfähige Menschen können dafür ein Hebel sein und neues Angebot an Arbeitskräften und Konsumnachfrage stellen. Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung wird sich das Wachstum der Bevölkerung jedoch ungleich verteilen, was in Regionen mit stärkerem Zuzug massive Infrastrukturinvestitionen des Staates nach sich zieht. Auch punktuelle Preissteigerungen (insbesondere am Immobiliensektor) wären die Folge, was soziale Ungleichheiten begünstigen kann.
Anders sieht die Situation bei einem starken Rückgang der Bevölkerung aus, wie es u.a. für China prognostiziert wird. Neben dem Rückgang der Population überaltert die Gesellschaft auch sehr stark, was zwangsläufig zu einem akuten Arbeitskräftemangel führt. Mit stark abnehmender Bevölkerung kann auch eine Überversorgung mit Wohnraum einhergehen, was bestehende Immobilienpreise drückt und negative Effekte auf Finanzmärkten nach sich zieht (diese Effekte sehen wir bereits). Neben der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt stünden darüber hinaus wohl auch Renten- und Sozialsysteme vor einer massiven Bewährungsprobe.
Fazit: Demografische Entwicklungen als langfristiger Investmentfaktor
Die weltweite Bevölkerungsentwicklung zeigt ein komplexes Bild regionaler Unterschiede. Während die USA voraussichtlich weiterhin von einem Bevölkerungswachstum profitieren, steht China vor einem dramatischen Bevölkerungsrückgang und Alterungsproblem. Die konkreten Auswirkungen können derzeit nur wage skizziert werden, da es noch viele unbekannte Variablen gibt. Insbesondere Bereiche wie die Automatisierung, künstliche Intelligenz und digitale Prozesse können Produktivität steigern, Arbeitsabläufe effizienter gestalten und den Mangel an Arbeitskräften in bestimmten Bereichen ausgleichen. Trotzdem bleibt wohl eine gewisse Bevölkerungsbasis wichtig, um Konsum, Innovationskraft und gesellschaftliche Strukturen aufrechtzuerhalten. Insbesondere in jenen Bereichen, in denen menschliche Kreativität und Interaktion gefragt sind.
Abschließen möchte ich meine Gedanken mit einem Zitat von Nicholas Eberstadt, einem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler: „Jede Gesellschaft ist ein Produkt ihrer Demografie – ihr Wohlstand, ihre Kultur, ihre Politik.“
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