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31. Juli 2024

Bitcoin als Diversifikations-Baustein für ein Aktienportfolio?

Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. sind hoch volatil und dementsprechend spekulativ. Kann eine Beimischung im Portfolio-Kontext trotzdem sinnvoll sein und welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus? Welchen Einfluss eine geringfügige Allokation von Bitcoin in ein globales Aktieninvestment mit sich bringt, wurde daher im folgenden Blog näher untersucht.

Spätestens mit der Zulassung der ersten Bitcoin-ETFs seitens der US-Börsenaufsicht (SEC) ist wieder ordentlich Schwung in die Kursdynamik der bekanntesten Kryptowährung gekommen. Nicht nur die Krypto-Marktteilnehmer zeigen sich erfreut, auch die Produktanbieter reiben sich die Hände, können sie sich doch über mehrere Milliarden US-Dollar an Zuflüssen erfreuen. Jüngst hat sich sogar Donald Trump als Krypto-Fan positioniert, was im Falle einer erneuten Präsidentschaft des Republikaners durchaus Auftrieb für diverse digitale Währungen bedeuten könnte.

Ich persönlich sehe dem ganzen Treiben noch immer eher skeptisch entgegen und zähle mich nicht gerade zu den großen Verfechtern von Bitcoin und Co. Gründe dafür gibt es einige. Zu nennen wäre hier z.B. die hohe Volatilität, was die Nutzung als stabiles Zahlungsmittel schwierig macht. Auch die schlechte CO2-Bilanz in einer Zeit, in der der Klimawandel ein zentrales Thema ist, kann als problematisch erachtet werden. Neben weiteren Aspekten wie Sicherheitsrisiken ist es final aber insbesondere die Diskussion über den inneren Wert dieser digitalen Währung, welchen ich nicht erkennen kann (auch wenn man Aspekte wie die Knappheit etc. hinzunimmt).

Überlebensrate von Krypto-Währungen

Nichtsdestotrotz lebt die Entwicklung des Bitcoin vom Vertrauen und Akzeptanz der Anleger, welche aktuell scheinbar gegeben ist. Zugegeben gilt dies heutzutage für die meisten großen Währungen weltweit, welche nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems als Fiat Währungen firmieren und deren Wert sich ebenfalls aus Angebot und Nachfrage bzw. dem Vertrauen der Öffentlichkeit ergeben. Jedoch ist die Lebenserwartung einer staatlichen Währung in der Regel deutlich höher als die, vieler digitaler Währungen. So steigt die Zahl der Krypto-Währungen, welche bereits wieder das Zeitliche gesegnet haben, deutlich an. Das Massensterben der virtuellen Währungen wird u.a. von „99 Bitcoins“ dokumentiert. Aktuell befinden sich demnach bereits über 1.700 Krypto-Währungen auf dieser Liste bzw. auf dem Krypto-Friedhof.

Nun gut, ein großes Investment in Bitcoin und Co. kommt für mich persönlich also nicht in Frage. Jedoch möchte ich in diesem Blog erörtern, ob eine Beimischung im Portfolio-Kontext mit Aktien sinnvoll erscheint und ob damit die Rendite gesteigert bzw. das Risiko diversifiziert werden kann. Um das Aktieninvestment abzubilden, wurde dabei der MSCI-World (Net return in USD) herangezogen, als Kryptoinvestment fungiert der Bitcoin (in USD).

Volatilitätsanalyse

Zu Beginn der Analyse soll die Risikoeigenschaft der beiden Anlageoptionen dargestellt werden. Dazu wurden die Tagesveränderungen der beiden Assetklassen über einen 10-jährigen Zeitraum analysiert. Wie in Abbildung 1 ersichtlich, zeigt sich dabei eine deutliche höhere Volatilität des Bitcoin-Kurses im Vergleich zu einem globalen Aktieninvestment. Tagesveränderungen von über 10% (wohlgemerkt in beide Richtungen) sind bei Bitcoin keine Seltenheit. Sogar Tagesveränderungen von mehr als 20% sind in diesem Zeitraum zu finden. Der untersuchte Aktienindex verzeichnet dahingehend deutlich weniger Schwankungen. Auffallend ist hier lediglich der Zeitraum rund um den Corona-Ausbruch im März 2020.

Diese erhöhte Schwankungsanfälligkeit kann auch in Form der Volatilität gemessen werden. Basierend auf Monatsrenditen für den oben betrachteten Zeitraum beträgt die annualisierte Volatilität des Aktienindex rund 15%. Die jährliche durchschnittliche Volatilität von Bitcoin ergibt einen stattlichen Wert von über 77%, was aufgrund der Kurshistorie jedoch nicht sonderlich verwunderlich ist. Möchten Investoren also an den enormen Gewinnchancen von Bitcoin partizipieren, müssen sie auch bereit sein, ein entsprechendes Risiko eingehen zu wollen.

Risikobeziehung zwischen Aktien und Bitcoin

Um beide Assets im Portfoliokontext betrachten zu können, ist die Korrelation zwischen Aktien und Bitcoin ein wesentlicher Faktor. Diese misst die statistische Beziehung zwischen den Kursbewegungen beider Anlageklassen. Im vorliegenden Blog wurden dabei wöchentliche Renditen über den 10-jährigen Zeitraum analysiert, was final einen Korrelationswert von 0,16 ergibt. Somit kann im Wesentlichen festgehalten werden, dass Änderungen in den Aktienkursen keinen vorhersagbaren Einfluss auf die Bitcoin-Preise und umgekehrt haben. Da das Ergebnis aber keinen hohen positiven Korrelationskoeffizienten zeigt, kann man durchaus von einem gewissen Diversifikationseffekt sprechen bzw. festhalten, dass sich das Gesamtrisiko nicht proportional zur Bitcoin-Allokation erhöht.

In diesem Zusammenhang ist auch eine genaue Betrachtung der Korrelation in bestimmten Marktphasen und Zeiträumen von großer Bedeutung. Zu diesem Zweck wurde für den Zeitraum zwischen 2014 und 2024 auch eine rollierende 3 Monats-Korrelationsberechnung erstellt. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, ist die Korrelation zwischen den beiden Anlageklassen nicht stabil und ändert sich im Zeitverlauf immer wieder deutlich. Insbesondere in Krisenzeiten wie der Phase um den Corona-Ausbruch 2020 und dem starken Zinsanstieg 2022 fällt auf, dass die Korrelation angestiegen ist und diese somit den Diversifikationseffekt deutlich geschmälert hat. In Zeiten erhöhter Volatilität bzw. einem Risk-off-Modus kann sich Bitcoin scheinbar gewissen Auswirkungen nicht entziehen. Daher lässt sich das Narrativ von Bitcoin als digitales Gold, in akuten Krisenphasen nur schwer bestätigen.

Portfoliokombination

Im Zuge der Analyse wurde der Einfluss einer Beimischung von Bitcoin in einem Ausmaß von 1% und 5% auf ein globales Aktienportfolio für die vergangenen 10 Jahre untersucht. Um das Risiko des Portfolios begrenzt zu halten wurde darauf geachtet, dass die Beimischung von Bitcoin konstant bleibt. Dazu wurde ein monatliches Rebalancing durchgeführt, etwaige Handels- und Transaktionskosten wurden nicht berücksichtigt und die Entwicklung wird in USD dargestellt.

Wie in Abbildung 3 ersichtlich, konnte durch die geringe Beimischung an Bitcoin ein zum Teil deutlicher Mehrertrag gegenüber einer reinen Aktienveranlagung erzielt werden. Während die Portfoliovariante mit einer Beimischung von 1% Bitcoin eine Outperformance von 0,63% p.a. gegenüber dem reinen Aktienportfolio erzielen konnte, belief sich die Outperformance bei der Variante mit 5% Beimischung auf 3,40% p.a. für den Zeitraum 2014 bis 2024.

Gleichzeitig ist eine Zunahme der Volatilität zu verzeichnen, je nach Ausmaß der Bitcoin-Allokation. Während das reine Aktieninvestment eine durchschnittliche annualisierte Volatilität (basierend auf Monatsrenditen) von 15,01% aufweist, steigt die Schwankung bei einer 1%-igen Beimischung von Bitcoin auf 15,14%. Beträgt die Allokation an Bitcoin 5%, erhöht sich die Volatilität auf 16,03%. Dieser Anstieg der Volatilität kann jedoch als moderat bezeichnet werden, da aufgrund der niedrigen Korrelation gewisse Diversifikationseffekte zum Tragen kommen. Folglich verbessert sich mit einer geringfügigen Beimischung an Bitcoin auch das Risiko-Ertrags-Verhältnis, welche u.a. durch die Sharpe-Ratio zum Ausdruck kommt.

Fazit

Aufgrund der enormen Kursschwankungen ist das Risiko von Bitcoin isoliert betrachtet außerordentlich hoch und schwer zu fassen. Dies wird u.a. an der historischen Volatilität deutlich sichtbar. Jedoch ist – aufgrund der geringen Korrelation zu klassischen Aktienmärkten – das zusätzliche Risiko in den untersuchten Portfoliovarianten überschaubar und Bitcoin konnte als Beimischung die Gesamtrendite des Portfolios in den vergangenen 10 Jahren deutlich steigern (für andere Zeiträume würde das Ergebnis natürlich gänzlich anders aussehen). Zu beachten bleibt, dass sich die Korrelation in der Vergangenheit als nicht stabil erwiesen hat und dementsprechend diszipliniert agiert werden sollte.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass es sich bei dem vorliegenden Blogbeitrag um eine objektive Analyse der Zahlen der Vergangenheit handelt und keinerlei Empfehlung oder Handlungsaufforderung darstellen soll. Darüber hinaus bleibt meine subjektive und fundamentale Skepsis bzgl. Bitcoin und Co. weiterhin aufrecht. Auch wenn in der Vergangenheit die Rendite durch eine geringfügige Beimischung von Bitcoin optimiert werden konnte, hätte ein ähnliches Ergebnis auch durch die Hinzunahme einer Aktie wie z.B. Nvidia oder einem anderen Finanzinstrument, welches eine gute Dekade hatte, erzielt werden können (im Nachhinein ist man eben immer schlauer). Dass die Beimischung von Gewinnern der Vergangenheit somit final auch ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis mit sich gebracht hätte, ist nicht weiter verwunderlich. Für die Zukunft hat es jedoch keinerlei Bedeutung und Relevanz.

Abschließend sei mir noch ein Satz erlaubt, der in diesem Kontext nicht treffender sein könnte und den Sie auch auf sämtlichen Fondsdokumenten finden werden: Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Finanzinstruments zu.

Kundenbetreuung und Strategische Produktentwicklung
Daniel Kupfner

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