
News / Marktgeschehen/Kommentar
07. April 2025
Aktueller Marktkommentar – Der Stein ist ins Rollen geraten!
In den vergangenen Tagen hat die US-Regierung neue Handelszölle bzw. Gegenzölle angekündigt, die erhebliche Auswirkungen auf den globalen Warenverkehr und die Kapitalmärkte haben werden. Die Maßnahmen, die auf einen sehr weitreichenden Teil der Importgüter ausgerichtet sind, markieren einen weiteren Schritt in der handelspolitischen Ausrichtung der Vereinigten Staaten, die zunehmend protektionistische Züge annimmt. Diese Entwicklung sorgt nicht nur für politische Spannungen mit betroffenen Handelspartnern, sondern auch für erhebliche Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten. In diesem Kommentar möchten wir die Konsequenzen im Lichte der neuen Zollpolitik beleuchten und dabei insbesondere den Schwerpunkt auf Assetklassen richten, die wir in unserer Produktpalette mit Investmentfonds darstellen.
Konjunkturelle Entwicklung im Lichte der neuen Handelszölle
Die Einführung neuer US-Handelszölle trifft die Weltwirtschaft in einer Phase ohnehin fragiler konjunktureller Erholung. Insbesondere exportorientierte Volkswirtschaften sehen sich durch die protektionistische Ausrichtung der US-Handelspolitik mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert. Kurzfristig ist es sehr wahrscheinlich, dass gestiegene Importpreise zu einem höheren Inflationsdruck führen, während gleichzeitig die Nachfrage nach betroffenen Gütern nachlässt. Auf mittlere Sicht droht eine geringere Dynamik des globalen Handelsvolumens. Dies wiederum könnte das Wachstum der größeren Industrieländer bremsen. Selbst in den Vereinigten Staaten sind negative Rückwirkungen auf Investitionen und Konsum sehr wahrscheinlich – insbesondere dann, wenn ausländische Handelspartner mit Gegenmaßnahmen reagieren. Mit der Antwort Chinas, ebenso 34% an Zölle zu verrechnen, ist ein Aufschaukeln der Situation bereits beobachtbar. Zudem kehrt sich der Wealth-Effekt ins Negative. Die immensen Verluste an den globalen Aktienbörsen, insbesondere auch in den USA, mindern die Haushaltsvermögen in beträchtlichem Ausmaß. Haushalte sind mit knapp 45% des Finanzvermögens so stark wie nie zuvor in Aktien investiert. Eine Kombination dieser Entwicklung mit den Massenentlassungen im öffentlichen Sektor sorgt für materielle Verunsicherung der Verbraucher, die ihren Konsum einschränken und die Sparquote erhöhen. Aufgrund des zutiefst erschütterten Vertrauens in die staatlichen Institutionen ist von einer zunehmenden Zurückhaltung von Investitionen seitens der Privatwirtschaft auszugehen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA sowie einer Abschwächung der Weltwirtschaft ist demnach in den vergangenen Tagen zusehends gestiegen. Der Duft einer Stagflation liegt im Raum und Kapitalmärkte reagieren entsprechend hyper-nervös auf die gegenwärtigen Entwicklungen.
Entwicklung der Aktienmärkte
Die jüngsten US-Handelszölle haben an den internationalen Aktienmärkten für spürbare Unruhe gesorgt. Investoren reagierten zunächst mit Verunsicherung auf die Ankündigungen, was sich in erhöhten Volatilitäten widerspiegelte. Diese Verunsicherung schlug am Ende der vergangenen Woche in panikartige Verkäufe und entsprechenden Kursverlusten um – insbesondere bei Unternehmen mit hoher Exportabhängigkeit oder ausgeprägten Lieferketten in den betroffenen Regionen. In den USA gerieten vor allem Industriewerte und Technologieunternehmen unter Druck, während defensive Sektoren wie Versorger oder Gesundheitsdienstleister vergleichsweise stabil blieben. Der Abverkauf setzte sich in den Montag hinein global weiter fort.
Auch an den europäischen und asiatischen Börsen erhärtete sich über das Wochenende die hohe Nervosität. Dabei belastete zusätzlich die Sorge vor einer konjunkturellen Abschwächung durch mögliche Gegenmaßnahmen der Handelspartner. Anleger zeigen sich zunehmend selektiv und bevorzugen Unternehmen mit robuster Binnenorientierung sowie geringer Exponierung gegenüber dem internationalen Handel. Trotz zwischenzeitlichem Durchatmen bleiben die Marktteilnehmer sehr vorsichtig gestimmt – materielle Neueinstiege sind bisweilen kaum beobachtbar.
Die Aktienmärkte sind definitiv stark ins Negative ausgeschlagen und ein gewisser Rücklauf ist angesichts der sehr hohen impliziten Volatilitäten bzw. des stark negativen Sentiments überfällig. Mildere Worte und sowie Erleichterungen hinsichtlich Steuern, Geldmarktzinsen sowie der einer expansiveren monetären Vorgehensweise der US-FED könnten dafür den notwendigen Auslöser darstellen. Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen der neuen Zollpolitik bleiben jedoch schwer kalkulierbar und dürften wohl weiterhin für Unsicherheit sorgen. Zu verfahren und bereits zu weit gedrungen erscheint die aktuelle Situation.
Auch aktienseitig investieren wir sehr strategisch und bieten unseren Kund:innen dafür sortenreine Investmentbausteine. Angesichts der zugenommenen Konzentrationsrisiken in vielen der bekannten kapitalgewichteten Aktienindizes wurden in den vergangenen Monaten verstärkt gleichgewichtete Produkte, auch mit geringerem USA-Exposure, in den Asset-Allocation-Portfolios ergänzend eingesetzt. Auch der zunehmenden Bedeutung von Schwellenländern im globalen wirtschaftlichen Kontext und die aus unserer Sicht weiterhin nicht überzogenen Kursbewertungen dieser Asset-Kategorie tragen wir Rechnung. Mittlerweile finden GEM-Aktien sowie gleichgewichtete Aktienbausteine ihren Fixplatz in unseren diversifizierten Portfoliostrukturen.
Zinsentwicklung und Zinskurve
Auch haben die Volatilitäten an den festverzinslichen Marktsegmenten nicht Halt gemacht und ebenso deutliche Spuren hinterlassen. Die zunehmenden protektionistischen Tendenzen und die damit verbundenen Handelskonflikte wirken unmittelbare auf die globalen Zinsniveaus.
Die aus unserer Sicht irrationale globale Einfuhr von Zöllen bzw. deren Erhöhungen drückten sich auch in den weltweiten Zinssätzen aus. Als erste Reaktion korrigierten die globalen Renditen, insbesondere aber vor allem die 10-Jahres SWAP-Rendite im US-Dollar, die von 3,9% (27. März) auf 3,4% (7. April) gesunken ist. Der 10-Jahres Zins-SWAP in Euro korrigierte von 2,7% (27. März) auf 2,5% (7. April). Zudem hat sich die Form der Zinskurve verändert und weist nun wieder eine steilere Struktur auf.
Rezessionsängste und Geldpolitik
Die Hauptursache dieser Marktbewegungen ist die wachsende Sorge vor einer Rezession in den USA, die sich potenziell auf Europa und in weiterer Folge die Weltwirtschaft ausweiten könnte. Die erwarteten Preisanstiege infolge der Zollerhöhungen könnten zu einer steigenden Inflation in den USA führen. Dies würde intuitiv laut Lehrbuch an sich steigende Zinsen andeuten, in diesem Fall scheint der Markt allerdings auf ein starkes Einschreiten der US-Notenbank zu setzen, welche durch eine Lockerung der Geldpolitik ihren Auftrag zur Ermöglichung einer Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstumes nachkommen würde. Dementsprechend werden aktuell nun knapp 4 Zinssenkungen (davor 2) seitens der US- Federal Reserve Bank und 3 Zinssenkungen (davor 2) der Europäischen Zentralbank für das heurige Jahr eingepreist.
Korrektur der Risikoprämien
Die Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten spiegeln sich auch in den Niveaus der Risikoprämien wider. Globale High-Yield-Indizes verzeichneten in der vergangenen Woche eine Ausweitung der Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen um mehr als 90 Basispunkte (Bps.), liegen mit aktuell 412 Bps. aber vorerst weiterhin deutlich unter dem Niveau nach Ausbruch des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine von 2022 mit 570 Bps. Auch Emerging-Market-Anleihen, emittiert in Hartwährung, erlitten eine Ausweitung der Spreads um durchschnittlich 40 Bps. Diese handeln derzeit bei rd. 270 Bps. und damit ebenfalls deutlich unter den Werten von über 350 Bps. im Jahr 2022. Allerdings scheint sich aktuell der Trend fortzusetzen. Mit weiteren Ausweitungen der Aufschläge ist zu rechnen.
Während die Spreads risikobehaftete Anlageklassen wie Unternehmensanleihen, Emerging-Market-Bonds und High-Yield-Bonds zu Beginn des Jahres noch nahe ihrer Allzeittiefs notierten, hat nun eine Korrektur der Risikoprämien eingesetzt. Sichere Häfen wie Staatsanleihen und Pfandbriefe, deren Spreads nur minimal auf die jüngsten Nachrichten reagierten, profitieren vom aktuellen vorherrschenden Risk-Off Modus. Die gestiegene Nachfrage nach „sicheren Häfen“ ist in den festverzinslichen Marktsegmenten deutlich zu beobachten.
Was bedeutet das nun im allgemeinen Kontext für Anleiheninvestoren?
Der Zinsrückgang wirkt sich zunächst positiv auf die Kursentwicklung der Anleihen aus. Dies ist insbesondere für Asset-Allocation Mandate wichtig, da hier Anleihen ihre Rolle als stabilisierender Baustein in der Portfoliokonstruktion erfüllen konnten. Gerade im hohen Bonitäten-Bereich ist aktuell mit keinem Anstieg der Ausfallsraten zu rechnen. Die gedämpfte wirtschaftliche Stimmung kann jedoch zu niedrigeren als erwarteten Wachstumsraten und steigenden Haushaltsdefiziten führen – Faktoren, die sich negativ auf die Risikoprämien einzelner Länder auswirken können.
Stärker betroffen sind jedoch Emerging-Markets und High-Yield Anleihen, die historisch besonders sensibel auf Rezessionen reagieren. Insbesondere Länder, deren Wirtschaft stark auf den Export von Waren und Dienstleistungen in die USA ausgelegt ist, zeigten in den letzten Tagen eine höhere Ausweitung der Risikoprämien. Gleichzeitig profitieren Emerging Markets aktuell von einem schwächeren US-Dollar und fallenden Zinsen, was die Refinanzierung ihrer Staatsschulden erleichtert.
Unternehmensanleihen und High-Yield Bonds zeigten ebenfalls einen sprunghaften Anstieg der Risikoprämien und der zu erwartenden Ausfallsraten. Jedoch sind Corporate-Segmente differenzierter zu sehen, da diese bereits in den letzten Jahren eine Bereinigung von bonitätsschwachen Unternehmen durchlebt haben. Der Anstieg der Spreads wird auch hier zum Teil durch den Umstand fallender Zinsen gemildert, die die Refinanzierungskosten für Unternehmen in einem überschaubaren Rahmen halten.
Die Angst vor erneut steigenden Inflationsraten, einer schwachen konjunkturellen Entwicklung und einem Anstieg von Zahlungsausfällen sind die dominierenden Themen, welche weitere Marktentwicklungen beeinflussen werden. Eine seriöse Prognose zur kurzfristigen weiteren Entwicklung ist weniger denn je möglich.
Darum ist der Investor gut beraten, rational zu handeln und sich nicht von der Emotionalität der Märkte und Medien leiten zu lassen. Durch ein ausgewogenes Diversifikationskonzept, einer sorgfältigen Bonitätsanalyse und der strikten Einhaltung der Strategie- und Anlagerichtlinien sind die Portfolios der Security KAG auch auf diese Marktphase vorbereitet. So wurde erst im letzten Jahr die Bewertung von Bonitätsrisiken für Unternehmensanleihen reevaluiert und verbessert, um potenzielle Risikopositionen bestmöglich frühzeitig zu identifizieren. Auch im Management von Anleihen der Schwellenländer zählen wir eine breite Diversifikation im Portfolio und proaktives Risikomanagement zu den Eckpfeilern unserer Investmentstrategie. Zusätzlich führt die veränderte Zinslandschaft durch die Zunahme der Steilheit von Zinskurven dazu, ein gezielteres systematisches Abschöpfen von Roll-Down Erträgen zu ermöglichen und damit die Ertragsaussichten der Portfolios zu verbessern. Das hoch-sensitive und volatile Marktumfeld sorgt zudem für zahlreiche Opportunitäten, die sich im Rahmen unseres Managementansatzes gut nutzen lassen.
Gerade deshalb, weil sich die Zukunft nicht vorhersehen lässt, kommt der stabilen Portfoliokonstruktion eine zentrale Rolle zu. Gesteckte und vereinbarte Investmentziele sollen so unter den unterschiedlichsten Rahmenbedingungen erfüllt werden. Innerhalb der definierten Investmentstrategien investieren unsere Managementteams strategisch, rational und vor allem auch mit Augenmaß. Ein Hinterherlaufen kurzfristiger Marktbewegungen versuchen wir tunlichst zu vermeiden.
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